4.7.10

Ohrstöpsel benötigt!

Als ich vor rund einem Jahr diese Wohnung zum erstenmal sah, verliebte ich mich in die Aussicht, was wohl jeder verstehen kann:

Aber die Wohnung an sich war in einem sehr heruntergekommenen Zustand. Vorher hatten in ihr Leute über dreissig Jahre gewohnt, ohne jemals etwas Wesentliches zu erneuern/verschönern. Mir war es egal, die Wohnung war gross (vier Zimmer und zwei Badezimmer) lag im schönsten Viertel der Stadt und die Miete war (sogar mit meiner bescheidenen Rente) erschwinglich. Also überlegte ich nicht lange (leider bin ich sehr impulsiv..) und unterschrieb den Mietvertrag. Als Nächstes liess ich mir meine private Rentenversicherung auszahlen und steckte das ganze Geld in die Renovierung der Wohnung. Praktisch erneuerte ich (ausser den Wänden) alles: Fussböden, Kacheln, elektrische Anschlüsse usw. Ich kaufte neue Möbel und dann begann mein neues Leben. Erklärend muss ich sagen, dass ich in einer Stadt wohne, die vom Tourismus lebt. Was ich damals nicht wusste ist, dass auch das Haus, in dem ich wohne, nur in den Sommermonaten voll besetzt ist. Ich mietete die Wohnung Ende April und freute mich über die Stille im Haus.
Ab Ende Juni (wenn hier die Sommerferien - bis Mitte September - beginnen, wurde alles anders. Die Wohnungen des ganzen Hauses (8 Stockwerke, drei Wohnungen pro Stock) waren auf einmal belegt. Ich erfuhr, dass praktisch alle Wohnungen von Leuten aus Barcelona gemietet sind, die aber nur im Sommer hier wohnen.
Auf einmal war es mit der Stille vorbei. Leider unterscheidet sich mein Biorhythmus von dem der Spanier. Ich werde spätestens um 22Uhr müde und stehe spätestens um 6Uhr morgens auf. Die Spanier dagegen (und besonders wenn sie Urlaub haben, was ja mit den Spaniern in 'meinem' Haus der Fall ist..) fangen mit der abendlichen Mahlzeit so um die Zeit an, wenn ich schlafen möchte. Was ich (auch) nicht bedachte, als ich die Wohnung mietete ist, dass das Fenster meines Schlafzimmers zum Innenhof geht, wo sich auch sämtliche Küchenfenster des gesamten Hauses befinden. Das bedeutet, wenn ich schlafen möchte (bei offenem Fenster im Sommer, sonst wäre es wegen der Hitze nicht auszuhalten) fängt in den gesamten Küchen des Hauses das Geschirr an zu klappern, und es wird gesungen und gelacht und geredet... was ja eigentlich auch sehr nett und sympathisch ist, aber nicht, wenn ich versuche, zu schlafen. Hinzukommt, dass die Stadt den Touristen (hauptsächlich Deutsche und Holländer) im Sommer Feuerwerke bietet... also ist Schlaf unmöglich bis ca. zwei Uhr morgens.
Die gestrige Nacht war grauenvoll. Die Nachbarin gegenüber (ihr Küchenfenster ist ca. nur drei Meter von meinem Schlafzimmerfenster entfernt) begann, um 22.30 Uhr das Abendessen für ihre gesamte Familie (rund zehn Personen) zu kochen, Kinder schrien, die Mütter schrien die Kinder an, Töpfe klapperten, es war heftig. Die Tür der Wohnung vor meiner wurde bis Mitternacht jede fünf Minuten zugeknallt. Als es endlich stiller wurde, schaffte ich es, einzuschlafen.... nur um dann um zwei Uhr morgens aufgeweckt zu werden, weil meine Nachbarin gegenüber mit lautem Gesang das Geschirr des umfangreichen Abendessens wusch.
Jedenfalls, so um drei schaffte ich es, wirklich einzuschlafen, war aber trotzdem um sieben schon wieder wach. Mein Biorhythmus ist eben anders eingestellt, als der der Menschen hier.
Da ich nicht erwarten kann, dass sich die Leute hier ändern, werde ich mir morgen die besten Ohrstöpsel kaufen, die ich finden kann.. jawoll!!





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